Experteninput zu den Herausforderungen in der Arbeit mit dem CO2 Kulturstandard

Auf dem 29. Netzwerktreffen zum nachhaltigen Arbeiten im Theater:

Expert*innen-Input von Annette Anna Hoffmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Magdeburg-Stendal / Projekt LandStarK, Dr. Andrea Hensel, Fachreferentin für Transformation und Nachhaltigkeit in der Kultur der Stadt Leipzig, und Jacob Sylvester Bilabel (Leiter Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit & Green Culture Anlaufstelle). Annette Anna Hoffmann referiert über die Herausforderungen in der Arbeit mit dem neuen CO₂-Kulturstandard. Jacob Sylvester Bilabel steht für Rückfragen bereit. Dr. Andrea Hensel stellt zudem den CO2-Rechner für Kulturinstitutionen der Städte Leipzig und Dresden vor. Am Ende vergleichen wir beide Modelle.

Kostenloser Onlinetermin am 23.02.2024, 16 – 18 Uhr

Link: https://performingforfuture.de/netzwerktermine/
Auf der Seite kommt man direkt zur Onlinekonferenz

Herausforderungen für die Kultur in strukturschwachen Regionen

Der Emissionsfaktor für PKW enthält bereits den durchschnittlichen Anteil von E-Autos in Deutschland.
Zudem wird jeder PKW wird mit einem Durchschnitt von 1,4 Personen berechnet.“

Georg Smolka, Dozent im Webinar zum Kulturstandard am 23.11.23

Wenn diese Aussagen von Georg Smolka, einem der Softwareentwickler des CO2-Kulturstandards, zu den hinterlegten statistischen Größen stimmen, wird es für Kultureinrichtungen nach der Erstbilanzierung schwer, eine Einsparung der CO2-Emissionen nachzuweisen, weil Maßnahmen zur Verringerung von CO2 zu wenig berücksichtig werden, sondern vorwiegend Maßnahmen zur Vermeidung von CO2 belohnt werden. Eine Vermeidung von CO2 in Scope 1 und Scope 2 ist aber nur mit wesentlichen finanziellen Investitionen (Gebäudesanierung, Heizungsaustausch, Solaranlagen) möglich, über die nur wenige Kulturreinrichtungen verfügen.

In der wichtigen Frage der Mobilität im Wirkungsbereich von Scope 3 ist eine vollständige Vermeidung oft gar nicht möglich. Die Probleme von Scope 3 im Sektor der Besuchermobilität (verbindlich im Kulturstandard +) können außerdem ohne eine Änderung der Rahmenbedingungen (zum Beispiel bessere Taktung und Zuverlässigkeit des Öffentlichen Nahverkehrs, Berücksichtigung von Festivals etc. in der Routenplanung und im Fahrgastaufkommen, Optionen für Sonderzügen zu attraktiven Preisen, Ladestationen für E-Mobilität etc.) kaum von Kultureinrichtungen beeinflusst werden, hier muss die Politik bessere Infrastrukturbedingungen schaffen, vor allem im ländlichen Raum.

Eine Erstbilanzierung allein bringt für die Messung der Wirkung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstrategie nichts. Wenn die folgende Bilanzierung aber Maßnahmen zur Reduktion oder Kompensierung nicht ausreichend abbildet, wird es für Kultureinrichtungen sehr schwierig, mit dem CO2 Kulturstandard effektive Maßnahmen zur CO2-Einsparung und somit eine positive Wirkung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie nachzuweisen.

Es wäre deshalb sinnvoll, wenn der cloudbasierte CO2-Rechner aus Leipzig/Dresden, das E-Tool, allen Kultureinrichtungen zugänglich gemacht werden könnte. Diese Bilanzierungsform erlaubt eine laufende Auswertung aller eingegangen Daten nach Sparten und Gewerken, und kann somit aktuelle Hinweise für wirkungsvolle Strategiemaßnahmen im Nachhaltigkeitsmanagement von Kultureinrichtungen geben.

Zudem hätten die Kultur dann auch gleiche Ausgangsbedingungen wie die Wirtschaft, weil der CO2-Rechner aus Leipzig/Dresden eine eigenständige Wesentlichkeitsanalyse für Kulturinstitutionen im Scope 3 Sektor erlaubt. Dadurch kann die Kreativität und Lösungskompetenz der Mitarbeitenden in den Kultureinrichtungen wirksam zum Tragen kommen, denn durch spezifische Wesentlichkeitsanalysen der einzelnen Institutionen können innovative Antworten auf die sich dynamisch entwickelnden Problemlagen im Scope 3 Bereich gefunden werden.

Herausforderungen in der Arbeit mit dem CO2 Kulturstandard