Die Musikausbildung ist eine wesentliche Säule unserer kulturellen Bildung. Musikschulen tragen maßgeblich dazu bei, indem sie musikalische Kompetenzen fördern und zur außersprachlichen Verständigung beitragen. In einer zunehmend postdigitalen Welt suchen Musikschulen nach Wegen, traditionelle Unterrichtsmethoden mit den Möglichkeiten digitaler Technologien zu verbinden. Vor allem der Aspekt des häuslichen Übens stellt eine große Herausforderung dar. Oft fehlt es Eltern an musikalischen und digitalen Kompetenzen, um ihre Kinder beim Üben zu unterstützen. Genau hier setzt das Verbundprojekt MusiGeNuM an, das sich der Entwicklung digital unterstützter Lern- und Übeszenarien widmet, die nicht nur den Lernprozess effektiver gestalten, sondern auch die Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fördern.
Das Projekt MusiGeNuM verfolgt das Ziel, durch die Entwicklung eines digitalen Lernassistenten die Selbstwirksamkeit von Schüler:innen zu fördern und den Lernprozess beim häuslichen Üben autonomer zu gestalten. Dieser digitale Lernassistent soll sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräften klare Strukturen und Feedbackmechanismen bieten, um das Üben effektiver zu gestalten und digitale Kompetenzen gezielt zu fördern. Der Fokus liegt dabei auf der Verbindung traditioneller Musikausbildungsmethoden mit den Potenzialen digitaler Technologien, um den Lernprozess nachhaltig zu verbessern.
Das Projekt MusiGeNuM verfolgt das übergeordnete Ziel, die Selbstwirksamkeit von Schüler:innen durch digitale Lernunterstützung zu stärken und Barrieren im Musikunterricht abzubauen. Zentral ist dabei die Erforschung von Gelingensbedingungen und Nutzungsszenarien digital unterstützter Lernszenarien. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Übeprozesse und der Notenlesekompetenz, wobei digitale Technologien wie ein interaktiver Lernbegleiter und Eye-Tracking-Verfahren eine zentrale Rolle spielen. Konkrete Teilziele sind:
Stärkung der Selbstwirksamkeit
Mittels digitaler Hilfsmittel sollen Schüler:innen befähigt werden, ihren Lernprozess selbstständig zu gestalten. Die digitalen Werkzeuge bieten klare Strukturen und gezieltes Feedback, wodurch der Lernfortschritt dokumentiert und gesteigert werden kann.
Entwicklung eines digitalen Übebegleiters
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Entwicklung eines digitalen Lernassistenten, der Schüler:innen beim häuslichen Üben unterstützt und Anleitungen zu effektiven Übestrategien bietet. Der Übebegleiter soll Lehrkräfte entlasten und den Schüler:innen die Möglichkeit geben, autonom und effizient zu üben.
Förderung der Notenlesekompetenz
Durch den Einsatz von Eye-Tracking sollen die Prozesse des Notenlesens analysiert und didaktische Hilfestellungen entwickelt werden, die Lehrenden und Lernenden helfen, effektive Strategien für das Notenlesen und das Blattspiel zu entwickeln.
Erhöhung der Chancengleichheit
Digitale Lernhilfen sollen vor allem Schüler:innen aus weniger privilegierten Haushalten unterstützen, deren Eltern keine musikalischen oder digitalen Fähigkeiten haben, um ihre Kinder beim Üben zu fördern. Ziel ist es, die Übekultur zu transformieren und Bildungsgerechtigkeit zu schaffen.
Das methodische Instrumentarium der Bildungsforschung wird genutzt und erweitert, um die Selbstwirksamkeit im instrumentalen und vokalen Lernen, die Wirksamkeit von Interventionen und die Rolle der Digitalkompetenz zielgenauer überprüfen zu können. Dabei wird die Eye-Tracking-Technologie eingesetzt, um die Blickbewegungen von Schüler:innen beim Notenlesen zu analysieren. Diese Daten helfen dabei, effektive Strategien für das Blattspiel zu identifizieren und in die Musikschul- sowie individuelle Übepraxis zu integrieren. Das Projekt verfolgt einen interdisziplinären Ansatz: Die Professur für Musikpädagogik untersucht die sozialen und fachdidaktischen Aspekte, während die Professur für Information Systems Engineering für die Konzeption und Entwicklung der digitalen Technologien verantwortlich ist.
Das Projekt MusiGeNuM wird durch ein breites Netzwerk aus Forschungs-, Praxis- und Erprobungspartnern unterstützt. Der Ergebnistransfer erfolgt sowohl in die Forschung als auch in die praktische Musikausbildung. Best-Practice-Beispiele werden erstellt und dienen als Leitfaden für die Implementierung digital unterstützter Lehrmethoden an Musikschulen. Ein wichtiger erster Schritt ist die Hospitation im Unterricht, um die spezifischen Anforderungen und Herausforderungen in der Instrumental- und Gesangspädagogik zu verstehen.
MusiGeNuM baut auf den Erkenntnissen des Vorprojekts DiMuSA (Digitalisierung des Unterrichts an Musikschulen in Sachsen-Anhalt) auf. In diesem Projekt wurden in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Musikschulen Sachsen-Anhalt digitale Handlungskompetenzen gestärkt und die technische Ausstattung der Pädagog:innen verbessert. Überregionale Netzwerke wurden etabliert, um die digitale Transformation der Musikschulen voranzutreiben. Diese Vorarbeit bildet die Grundlage für die Weiterentwicklung und Erforschung digitaler Lerntechnologien im Rahmen von MusiGeNuM
01.01.2024 – 31.12.2026
- Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Musikpädagogik
Prof. Dr. Anne Fritzen - Hochschule Magdeburg Stendal, Bildungstechnologien
Prof. Dr.-Ing. Michael A. Herzog
- Kulturelle Bildung in gesellschaftlichen Transformationen: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Prof. Dr. Michael A. Herzog
Projektleiter
Wirtschaftsinformatik
Hochschule Magdeburg-Stendal
michael.herzog@h2.de
Stefan Püst, M.A.
Interaktionsdesign/Informatik/Bildungstechnologien
Hochschule Magdeburg-Stendal
stefan.puest@h2.de